Mit dem Bestsellerautor Josef Formánek auf Lesereise durch Deutschland: Teil 1 der Reise führte uns nach Berlin, Chemnitz, Weimar und Marburg. Von Viktoria Hahn

 

Lesung bei OstPost mit Josef Formánek

Lesung bei OstPost mit Jakub Havránek, Josef Formánek und Tony de Maeyer (v.l.n.r.)

Immer die Wahrheit sagen – das war das Lebensmotto von Waldemar Solar. Es brachte ihn im Laufe seines wechselvollen Lebens einige Male ins Gefängnis, rettete ihn aber auch vor dem Tod. Der tschechische Bestsellerautor Josef Formánek hat Waldemar Solars Lebensgeschichte im Roman „Die Wahrheit sagen“ ein literarisches Denkmal gesetzt – wir begleiten den Protagonisten, der im Buch Bernhard Mares heißt, durch das 20. Jahrhundert. Darin macht ihn das Schicksal nicht nur zum SS-Soldaten, sondern auch zum Parteisekretär der Kommunistischen Partei. Es ist eine Geschichte á la Forrest Gump, deren Ereignisse und Schicksalsschläge auch für zehn Menschenleben ausgereicht hätten.

Auf dem Sterbebett versprach Josef Formánek Waldemar Solar, dass er das Buch mit dessen Lebensgeschichte auch dem deutschen Publikum zugänglich machen würde. In diesem Jahr konnte er sein Versprechen wahr machen: „Die Wahrheit sagen“ ist im Verlag Gekko World erschienen.

Marionettenspieler Miroslav Nebeský bei OstPost

Marionettenspieler Miroslav Nebeský bei OstPost

Wir haben für den Verlag eine Lesereise mit  Josef Formánek durch Deutschland konzipiert und organisiert und durften den Autor dabei begleiten. Die Bilanz nach den ersten vier Terminen in Berlin, Chemnitz, Weimar und Marburg lautet: Die Deutschen sollen und wollen mehr Literatur aus ihrem Nachbarland Tschechien lesen! Zum Glück hatten wir einige Ausgaben von „Die Wahrheit sagen“ im Gepäck…

 

Der Auftakt der Reise fand in der Berliner Buchhandlung OstPost statt, die sich auf osteuropäische Kultur spezialisiert hat. Hier konnte man bei einem tschechischen Bier oder russischen Tee entspannt der Geschichte um Bernhard Mares lauschen. Durch den Abend führt Jakub Havránek, der den Autor vorstellt und bei Fragen dolmetscht. Die deutsche Lesung übernahm in Berlin der Schauspieler Tony de Maeyer, der uns ausdrucksstark einzelne Episoden aus dem Leben des Protagonisten näherbrachte. Einen kurzen Part aus dem Buch trägt Josef Formánek jeweils auf Tschechisch vor, sodass das Publikum sich einen guten Eindruck vom Klang und der Rhythmik der tschechischen Literatur machen kann. Ein besonderer Clou: Die Lesereise wurde von dem Puppenspieler Miroslav Nebeský begleitet. Die von ihm eigens zur Geschichte angefertigten Holzmarionetten illustrieren die Erzählung und treten mit dem Publikum in direkten Austausch.

Bei Thalia in Chemnitz: Josef Formánek, Miroslav Nebeský, André Holonics (v.l.n.r.)

 

Für den folgenden Tag hatte Josef Formánek eine Einladung von der Thalia Filiale in Chemnitz erhalten. Chemnitz ist Partnerstadt von Ústí nad Labem, das im Roman ein wichtiger Schauplatz ist – und wo zudem Josef Formánek geboren wurde und lebt. Die deutsche Lesung wurde hier wie am kommenden Abend von dem Sprecher André Holonics übernommen. Und es passte wunderbar zur zweisprachigen Lesung und Buchpräsentation, dass die Bühne vor dem Sprachen-Regal der Filiale aufgebaut worden war.

 

Blick hinter die Kulissen von Salve TV.

Blick hinter die Kulissen von Salve TV.

An Tag drei stand Thüringen auf dem Programm: Zur Mittagszeit war Josef Formánek zu Gast im Talkformat mit Peter Schulze-Sando des regionalen Thüringer TV-Senders Salve TV, wo er über die Lesereise und „Die Wahrheit sagen“ berichten durfte. Auch hinter den Kulissen war es spannend zu sehen, wie aus den Aufnahmen in der Greenbox ein TV-Beitrag gebastelt wurde. Licht stimmt, Ton läuft, Nase ist gepudert? Dann Film ab!

Der Gewölbekeller der Weimarer Stadtbücherei

Da sich das Studio von Salve TV mitten in der schönen Altstadt von Erfurt befindet, kamen wir natürlich nicht um einen Besuch der malerischen Krämerbrücke umhin, bevor es weiterging nach Weimar. Dort hatte die Kulturdirektion der Stadt Weimar in Kooperation mit der Stadtbücherei eingeladen. Wir waren begeistert von dem tollen Gewölbekeller unter der Stadtbücherei, der auch dank seiner wunderbaren Akustik sehr gerne für Veranstaltungen genutzt wird. Die Weimarer machten ihrem Ruf als Kulturstadt alle Ehre, kamen zahlreich und stellten interessierte Fragen zum Buch, zum Verlag und zur Hauptfigur Bernhard Mares.

Lesung in Marburg mit Mirko Kraetsch, Josef Formánek und Jakub Havránek (v.l.n.r.)

Den Abschluss des ersten Teils der Lesereise bildete die Lesung in Marburg anlässlich des St. Hieronymus-Tags, des Internationalen Übersetzertags am 30. September. Die Kulturelle Aktion Marburg hatte Josef Formánek und Übersetzer Mirko Kraetsch zu diesem Termin eingeladen. Im schönen Ambiente des Technologie- und Tagungszentrums Marburg präsentierten die beiden das Buch und sprachen über Übersetzungsfragen.

 

 

 

Wer es bisher zu keiner der Lesungen geschafft hat, hat Ende Oktober und Mitte November noch einmal Gelegenheit dazu: Am 27. Oktober ist Josef Formánek zu Gast in der Eisenacher Bücherstube und am 28. Oktober bei der Deutsch-Tschechischen Gesellschaft in Bayreuth. Am 12. November folgen zwei Auftritte auf der Buch Wien: Um 12 Uhr wird im Literaturcafé in Halle D das Buch vorgestellt, um 15 Uhr folgt eine Podiumsrunde  in memoria Péter Esterházy in der Donau Lounge.

Alle Fotos von Viktoria Hahn